die heimlichen Geschäfte der Caritas

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„Die Caritas-Legende, wie die Kirche die Nächstenliebe vermarktet“ Horst Herrmann.

Die ganz Großen der Branche heißen Caritas (katholisch) und Diakonisches Werk (evangelisch), die zusammen fast eine Million Mitarbeiter auf ihren Gehaltslisten führen. Allein die Zahl der Arbeitsplätze bei den großen fünf der Mildtätigkeit hat sich seit 1970 mehr als verdreifacht. Marktführer Caritas ist mit knapp 500.000 Beschäftigten der größte private Arbeitgeber in Deutschland. Aber niemand weiß das.

Und führt zu mangelnder Wirtschaftlichkeit. „Es ist kaum zu glauben, wie aufgebläht die Verwaltungen der Verbände sind“, kritisierte schon vor Jahren der damalige Pforzheimer Oberbürgermeister Joachim Becker: „Für alles gibt es Referenten, Unterreferenten und Sachbearbeiter in großer Zahl.“

Gegen den gerne erweckten Anschein spielen Spenden und private Zuwendungen zur Finanzierung der Wohlfahrtspflege eine sehr untergeordnete Rolle. Schätzungen zum Spendenaufkommen schwanken zwischen 2 und 4 Milliarden jährlich.

55 Milliarden Umsatz

Über 80 Prozent der Einnahmen stammen aus dem Füllhorn des Sozialstaats, aus dem sich die Wohltäter meisterhaft zu bedienen wissen.

Belastung für die Krankenkassen

Insgesamt verzichte allein das Gesundheitswesen durch die Privilegierung der Wohlfahrtspflege auf ein Outsourcingpotential von jährlich fast 270 Millionen Euro, behauptet Caterer de Haan. Das schadet Krankenkassen, nützt aber den karitativen Einrichtungen, deren Löhne und Gehälter sich immer noch am gut gepolsterten öffentlichen Dienst orientieren.

„Insoweit sind weniger die Leistungsempfänger, sondern eher die Leistungserbringer Nutznießer der umsatzsteuerlichen Vergünstigungen“, hat der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesfinanziministerium jüngst in einem Gutachten festgestellt.

Mit anderen Worten: Die staatlich gewährten Privilegien sichern der Wohlfahrtspflege ihre führende Marktstellung im Sozialbereich. Unbehelligt von Wettbewerbern, handeln sie mit den Kostenträgern Pflegesätze für das Altenheim oder Betreuungskosten für den Kindergarten aus: Im teuren Kartell wird Hand in Hand gearbeitet.

Die Wohlfahrtsbranche kennt diese Kritik. Und reagiert ziemlich gelassen. Denn sie weiß die öffentliche Meinung auf ihrer Seite. Wer Gutes tut, ist vor Wirtschaftlichkeitskritik geschützt.

Steinbrück war anfangs nicht abgeneigt, den Rat der Wissenschaftler zu beherzigen. Doch die Branche mobilisierte rasch den Volkszorn. Und der Finanzminister knickte ein. Mehr noch: Noch vor Weihnachten will Steinbrück jetzt ein Gesetz (“Hilfen für Helfer“) präsentieren, welches darauf hinausläuft, die Privilegien der Wohltäter großzügig auszuweiten.

Doch solche Gedanken sind gefährlich. Weil Gohde nicht müde wurde, seine Kritik am „Wohlfahrtspaternalismus“ der Verbände zu wiederholen, und sich auch noch für Kürzungen des Arbeitslosengeldes II einsetzte, sah das Wohlfahrtskartell seine Macht und Privilegien in Gefahr. Ende Juni 2006 wurde Gohde fristlos davongejagt.

GELDSPENDEN

Das deutsche Spendenrecht ist nicht wettbewerbsneutral, sondern unterscheidet nach der Trägerschaft der Einrichtung. Gemeinnützigkeit wird vorausgesetzt. Für die Wohlfahrtsverbände bedeutet das eine vom Fiskus subventionierte Eigenfinanzierung. Ökonom Meyer schätzt das Spendenaufkommen in Deutschland für human-karitative Zwecke auf 2 bis 4 Milliarden Euro jährlich.

 

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