
Pharmaindustrieabhängige Gruppierungen versuchen den Anstieg von Suiziden mit den neuen Warnhinweisen auf Beipackzetteln in Verbindung zu bringen. Die sogenannten »Black Box«-Warnungen weisen auf ein erhöhtes Selbstmordrisiko bei jungen Erwachsenen und Kindern hin. Und dieser Warnhinweis, so die Fürsprecher, halte die Jugendlichen davon ab, die Antidepressiva zu nehmen, und dies erhöhe die Selbstmordrate.
Doch wir sollten einmal genauer schauen, wer das sagt: Christine Moutier von der Amerikanischen Stiftung zur Suizidprävention. AFSP etwa zögerte nicht, den Warnhinweis für die Selbstmorde verantwortlich zu machen. Ihre Motivation ist klar: Ihre Organisation hat finanzielle und andere Beziehungen zu Pharmakonzernen – eine Tatsache, die jedoch nicht erwähnt wurde, als CNN kürzlich in einem Beitrag ihre Kritik an den Beipackzetteln zitierte.
Der Antidepressiva-Konsum hat sich nahezu verdoppelt
Nur: Die Forschung stützt die Theorie nicht, dass die Warnung den Antidepressiva-Konsum senke. Der Nationale Gesundheits- und Ernährungsuntersuchungsbericht zeigt, dass der Antidepressiva-Konsum zwischen den Jahren 1999 und 2012 von 6,8 auf 13 Prozent angestiegen ist.
Die Amerikanische Akademie für Kinder- und Jugendpsychiatrie AACAP gab nach der Warnung der FDA (Behörde für Lebens- und Arzneimittel in den USA) neue Richtlinien heraus, in denen es heißt, dass Teenager und Kinder, die unter Depressionen leiden, mit Antidepressiva immer in sehr niedriger Dosierung beginnen sollten. Nichtsdestotrotz fangen 60 Prozent der Jugendlichen nach wie vor die Behandlung mit Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) in höheren Dosierungen an als empfohlen – das zeigen Daten der LifeLink Health Plan Claims Database. Und ein Viertel der
Kinder, die zunächst mit Antidepressiva in niedrigen Dosierungen beginnen, bekommen bereits mit der zweiten Verschreibung eine höhere Dosis verabreicht.
Frauen sind anfälliger als Männer
Kürzlich veröffentlichte Daten über Suizidrisiken weisen darauf hin, dass die Selbstmordrate unter Frauen um 45 Prozent anstieg, während jene unter Männern sich nur um 16 Prozent erhöhte. 25 Prozent der amerikanischen Frauen zwischen 40 und 60 Jahren nehmen Antidepressiva. Insgesamt ist die Wahrscheinlichkeit, irgendwann derlei Medikamente zu nehmen, bei Frauen 2,5-mal höher als bei Männern.
Laut einer in der JAMA Psychiatry veröffentlichten Studie sind Antidepressiva bei mittelschweren bis schweren Depressionen keineswegs effektiver als Psychotherapien. Zudem ist erwiesen, dass kognitive Therapien die Anzahl der Selbstmordversuche um etwa die Hälfte reduzieren können. Doch die American Psychiatric Association beharrt darauf, dass bei schweren Depressionen der medikamentösen Behandlung der Vorzug zu geben sei. Warum? Nun, damit ist Geld zu verdienen!
Im British Medical Journal erschien vor Kurzem ein Artikel, der bewies, dass Antidepressiva das Suizidrisiko und aggressives Verhalten in allen Altersgruppen erhöhen, und ganz besonders bei Patienten unter 18 Jahren. Trotz gegenteiliger Behauptungen, die nicht selten von den Pharmaunternehmen stammen, sind die Gefahren durch diese Medikamente horrend, und Patienten unter 18 Jahren haben ein zweifach erhöhtes Selbstmordrisiko. Das Problem ist, dass die Arzneimittelhersteller die besonders belastenden Daten vor den Regulierungsbehörden geheim halten, was zu einer »bedenklichen Unterschätzung« der mit diesen Medikamenten verbundenen Schäden führt.
Der Hauptautor des Artikels, Professor Peter Gøtzsche, sagt: »Antidepressiva wirken bei Kindern nicht, das steht so gut wie fest. In den randomisierten Studien sagen die Kinder selbst, dass sie
keine Wirkung spüren. Aber sie erhöhen ihr Suizidrisiko.«
Das Verhalten der Big-Pharma-Konzerne sei in seinen Augen äußerst beunruhigend.- Gøtzsche: »Was ich aus dieser gezielten Untererfassung der Suizidfälle lerne, ist, dass Antidepressiva wohl die Selbstmordrate in allen Altersgruppen erhöhen … Es ist absolut abscheulich, wie sehr diese Konzerne das menschliche Leben geringschätzen.«
Tatsächlich soll der Pharmakonzern Eli Lilly in rund 90 Prozent seiner Tests medikamenteninduzierte Selbstmordversuche und Selbstmorde verschwiegen und die Suizide stattdessen auf eine »Verschlimmerung der Depression« oder »emotionale Instabilität« geschoben haben.
Man sollte auch erwähnen, dass einige der Massenerschießungen und Amokläufe, von denen in den Medien berichtet wurde, mit Antidepressiva-Missbrauch in Verbindung gebracht werden können.
Was verursacht den Anstieg von Depressionen?
Die Gründe für Depressionen sind sehr komplex, aber auf jeden Fall spielt der Lebensstil eine Rolle. Eine Studie des University College London fand beispielsweise heraus, dass Menschen, die viel
Vollwertkost – Gemüse, Obst und magere Eiweiße – essen, ein um 26 Prozent niedrigeres Risiko für Depressionen haben.
Doch jene, die regelmäßig industriell verarbeitetes Fleisch, Frittiertes und raffiniertes Getreide verspeisen, haben ein um 58 Prozent höheres Risiko, an einer klinischen Depression zu erkranken.
Auch Bewegungsmangel, fehlender Zugang zur Natur, Schwermetallgifte und die Fokussierung auf Konsum werden mit Depressionen in Zusammenhang gebracht.
Eine gesunde Ernährung, regelmäßiger Sport und elterlicher Beistand sind für das mentale Wohlergehen genauso wichtig wie für die körperliche Gesundheit!